Nimm das Leben als Geschenk, das in Liebe gegeben wurde und behandle es sorgsam. floravonbistram

#Horizont


 Bis zum Horizont 




Ich widme diese Gedanken Allen,
die, so wie ich,
gerne in der Natur unterwegs sind,
deren Gedanken
mit  dem
Werden und Vergehen
schwingen




Erwachen.
Sehnsucht durchdringt mich,
zieht mich hinaus,
ruft,
fordert.

Gehen, loslassen, abtauchen
in ein anderes Denken,
in ein anderes Fühlen.
Einfach nur Leben erleben.

Es ist mal wieder so weit,
ich laufe.
Laufe einfach nur so,
marschiere querfeldein,
atme, schaue und laufe.
Ab und zu hüpfe ich auf einem Bein
oder auf beiden über eine Pfütze,
einen Stock, eine Wurzel.

Der Tag bricht an
und das fahlgraue Licht wird gebrochen
von einigen wenigen Sonnenfingern,
die an dem Rand
der untergehenden Nacht zupfen.

Ich bin nun schon eine Stunde unterwegs
und stelle fest, meine Sinne schärfen sich.
Ich sehe weiter und klarer,
höre Laute, die mir vorher
noch verschlossen waren.

Stehen bleiben,
verharren,
besinnen,
lauschen,
schauen.

Die Sonne hat sich
an kleinen Wolken emporgezogen,
setzt sie sich auf die Nase, die Stirn,
krönt sich mit ihnen,
legt sie sich als Kragen um.

Die Stimmen in  den Wiesen,
auf den Bäumen vereinigen sich
zu einer Sinfonie des Erwachens
und der Freude am Leben.

Jeder meiner Schritte
endet mit einem leisen Seufzen
des noch feuchten Erdbodens
und flüstert mir nach:
voran, laufen, gehen, atmen,
horchen, riechen, schauen.
Die Blumen und Bäume
nicken dazu im Takt,
den der leise singende Wind
ihnen vorgibt.

Es zieht mich weiter.
Wohin tragen mich meine Füße?
Ich sehe den Horizont schimmern,
weiß, da will ich hin
und einmal dahinter schauen.

Und die Welt
hält den Atem an,
wenn der Feuerball
die Welt
blutrot küsst.

Will sehen, wo der Raum
mit den zarten Gardinen,
mit den zuerst milden
doch sich stetig ändernden
Farbtönen  ist,
in der Tag und Nacht
den kurzen Austausch
der Berührung tanzen.

Von ferne erklingt,
sich hinauf
zum Himmel schwingend,
ein Glockenlied,
das von Pause kündet
und die Menschen ruft.

Ich werde weiter gezogen.
Laufen,
schauen,
erleben.

Ich verlasse den
Schritte dämpfenden Feldweg
 und kann nun
im steten Wechsel
meine Füße sprechen hören.

Zarte Schleier,
sich wiederfindend,
zu flauschigen Kissen.
Figuren bildend,
Wolkengrüße.

Vögel rufen:
"Komm mit"
und steigen auf,
lassen sich mitnehmen
von dem Drang,
die Freude zu erfliegen.

Voran,
Füße rechts, Füße links,
Voran.
Stimmen klingen lauter,
ein Echo hallt nach
und sanfter Wind
bläst mir Staub entgegen.
Noch immer liegt der Horizont weit.

Gepflasterter Weg endet im Wiesengrün.
Gedämpft alle Schritte, Bewegungen.
Stimmen der Lerchen -
 nie zuvor hörte ich sie
so hell und jubilierend.

Blüten verschwenden ihre Duftpfeile,
die mich treffen,
berauschen.


Wolken zogen schneller als ich,
ließen der Sonne den Raum,
den sie ausfüllt mit der Wärme,
die sich prickelnd
über die nackte Haut tastet,
das Riechen, Fühlen
intensiver macht.

Ich sehe die Gerüche
in den Strahlen tanzen,
Farben tupfen sich
in das Grün des Landes.




Der Tag schreitet weiter,
trägt mich in seinen Armen.
Dächer winken mir zu,
ein Bach lächelt
und seine kleinen,
auf und ab springenden Wellen
spielen mir ein Solo
auf dem Piano
der Steine,
der Insekten - Symphonieorchester
unterstreicht den Chor
der gefiederten Sänger.

Die Sonne
hat den Zenit erreicht

Und wieder höre ich der Glocken dumpfes 
"Komm, Komm"
herüberschwingen.
Kinderlachen,
Freudenschreie,
losgelöst
aus der Umklammerung
der kleinen Dörfer,
weitergetragen von Wolken und Wind
erreichen mich wie Stimmen
einer anderen Welt.
 
Waldesarme nehmen mich auf,
lassen die Wärme im Heitergrün,
kühlen dunkelgrün
am schimmernden See
die Erhitzte.

Die Sonne ist ermattet,
sie möchte den Tag
an den Abend abgeben.

Die im Wind wogenden Felder
malen grün und gelb schimmernde Meere.


Blau und rot flammen
Korn- und Mohnblumen auf.

Sinkendes Licht
setzt den Horizont
mit Büschen und Bäumen
in Flammen.
  
Die Stimmen der Flure
werden leiser,
heiseres Krächzen
verdunkelt die Lieder.
Meine Schritte werden schwer.


Heimwärts,
immer noch laufen,
die müden Füße
finden den Weg,
der sich jetzt,
in dieser Richtung
so anders zeigt.

Noch einmal Licht,
dass sich über den Feldrand rollt,
versinkend auf dem Weg ins Morgen.

Venus singt ihr Lied,
geleitet den Mond
zum Firmament.

Übergang von Tag zur Nacht,
so viel Allmacht.
Diese Stunde ist meine Kirche,
ist mein Gebet.

Warum wird es mir
so eng in der Brust?
Die ganze Schönheit
lässt mich kaum atmen.



Ich breite meine Arme aus
und singe.
Dankbarkeit überflutet mich,
Dankbarkeit
für diese herrliche Welt.

Und mein Ich saugt Leben.
Ich lebe, ich fühle, ich laufe
unendliche Wege,
Wege des Lebens.

Wenn dann der Ruf ertönt,
der mich in die Heimat der Seelen ruft,
dann, ja dann
bin ich freudig bereit
ihm zu folgen,
durchdrungen
von der Schönheit
des Lebens,
welche sanft und gnädig
böses Erleben
zudeckt.

Möge dann
das goldene Tor
sich öffnen.

Seelenheimat
ich bin bereit



floravonbistram 1995